„Ich konnte nicht ahnen, wohin mich mein Weg führen würde, aber ich wollte eine Richtung einschlagen, die nicht so typisch für eine Frau ist“

„Ich konnte nicht ahnen, wohin mich mein Weg führen würde, aber ich wollte eine Richtung einschlagen, die nicht so typisch für eine Frau ist“

Women Can Build: Jasmins Ausbildung zur Holz- und Bautenschützerin.

In den Bildungszentren des Baugewerbes e. V. bestanden vor Kurzem 14 junge Männer ihre Gesellenprüfung zum Holz- und Bautenschützer. Ausgebildet wurden sie von Jens Burggraf, Meister für Holz- und Bautenschutz im BZB Krefeld. Die Arbeiten in diesem Gewerk sind abwechslungsreich und bieten sowohl Männern als auch Frauen ein interessantes Aufgabengebiet. Allerdings beginnen bislang nur wenige Frauen eine Ausbildung im Bauhandwerk. Mit dem EU-Projekt Women Can Build zeigen die BZB Beispiele von jungen Frauen in der Bauwelt – diesmal einer engagierten Holz- und Bautenschützerin. Jasmin Hein, Auszubildende im dritten Lehrjahr, gibt Einblicke in einen typischen Arbeitstag auf der Baustelle.

In einem schönen Wohnort in Menden werden die ruhigen Sommerferien für die Renovierung einer Gesamtschule genutzt. Der Zugang zu der Baustelle liegt etwas versteckt. Von der Straße her sind die Gerüste nicht zu sehen. Jasmin und der Projekt-Bauleiter aus ihrem Ausbildungsbetrieb, dem ISOTEC Fachbetrieb Barowski – Böttcher GmbH, erwarten uns vor dem Eingang und nehmen uns mit ins Gebäude. Die Stühle und Tische sind bereits weggeräumt, die Fußböden mit Folien abgedeckt und die Baumaterialien stehen für ihren Einsatz bereit. Jasmin führt uns zu einem leergeräumten Klassenraum, in dem eine zweite Wand hochgezogen wird, um Wärmebrücken fachgerecht zu beseitigen. Außerdem sorgt die zweite Wand für zusätzlichen Schallschutz. Den Vorgang zur Umsetzung der Aufgabe führt uns Jasmin vor. Gleichmäßig verteilt sie den vorher angerichteten Dünnbettmörtel auf den Dämmbordplatten und bringt diese einzeln an der ersten Wand an, bis Stück für Stück, eine zweite geschlossene Wand entsteht.

„Frauenpower“ im Holz- und Bautenschutz

Nach ihrem Schulabschluss entschloss sie sich zu einem Fachabitur in Holz- und Bautechnik. Die Wahl dazu war eher ein Zufall: „Ich konnte nicht ahnen, wohin mich mein Weg führen würde, aber ich wollte eine Richtung einschlagen, die nicht so typisch für eine Frau ist.“ Nach dem Fachabitur begann sie ihre Ausbildung zur Holz- und Bautenschützerin und befindet sich nun im dritten Lehrjahr. „Ich fühle mich in meinem Beruf angekommen. Eine andere Ausbildung kam für mich nicht in Frage.“ Zu ihren Hauptaufgaben gehören das Auftragen von Abdichtungslagen und das Einbringen von Mauerwerksinjektionen zur Innen- und Außenabdichtung von Bauwerksteilen, das Verputzen und Spachteln von Wänden sowie Bohrarbeiten. Auch Stemmarbeiten sind für sie kein Hindernis: die Entfernung von nicht mehr benötigten Baumaterialien. Diese werden manuell oder mithilfe von Werkzeugen abgetragen. „Ich übernehme alle Arbeiten gerne. Es gibt keine Aufgabe, die ich ungerne mache.“ Diese positive Haltung kommt auch bei den Kunden gut an. Sie freuen sich, dass endlich auch Frauen auf Baustellen präsent sind. „Frauenpower“ ist der Begriff, der in dem Zusammenhang häufig fällt.

„Wenn man an sich glaubt, kann man alles schaffen. Nur Mut!“

Nach der Ausbildung möchte sie ihren Beruf weiter ausüben und selbst den Schein zur Ausbilderin machen. „Ich möchte mich dafür einsetzen, dass Auszubildende mehr gefördert und unterstützt werden. Unternehmen sollten sich die Frage stellen, was sie für ihre Auszubildende tun können, um sie besser in die Arbeitsabläufe einzubinden.“ Auch die Bauleitung möchte sie selbst mal übernehmen.

Die Berufe im Baugewerbe bieten vielfältige Tätigkeiten und Raum für Kreativität. Unterschiedliche Arbeiten an verschiedenen Baustellen erlauben es den Handwerker*innen, unterwegs zu sein und ihre Fähig- und Fertigkeiten kontinuierlich zu verbessern. „Ich kann anderen Frauen nur zusichern, dass es genug Menschen gibt, die hinter einem stehen und stolz drauf sind, was man auf die Beine stellt. Wenn man an sich glaubt, kann man alles schaffen. Nur Mut!“

Die überbetriebliche Ausbildung im Holz- und Bautenschutz wird in Nordrhein- Westfalen nur von den Bildungszentren des Baugewerbes e. V. angeboten. Die Mitarbeitenden der BZB unterstützen Ausbildungsinteressierte gerne bei Fragen und der Umsetzung ihres beruflichen Weges.

Fotogalerie des Lernprozesses von Jasmin.