Women Can Build: Esthers Ausbildung zur Maurerin.
In der Werkhalle der Maurer baut jeder Lehrling ein freistehendes Mauerstück auf. „Das ist eine klassische Aufgabe in der ÜLU“, sagt Esther. Im Rahmen des europäischen Projektes Women Can Build zeigen die BZB Beispiele von jungen Frauen, die sich für eine Lehre im Baugewerbe entschieden haben. Dieses Mal: Esther, eine Auszubildende zur Maurerin im zweiten Lehrjahr.
Sie beginnt mit dem Aufbau eines neuen Mauerwerks und setzt die erste Reihe der Mauer, welche die Form der Konstruktion vorgibt. „Wenn der erste Stein schräg steht, bekommt man nicht so ein schönes gerades Lot hin. Die unterste Schicht gibt das gesamte Maß vor“, erklärt Esther. Sie setzt Ecksteine, misst präzise mit der Wasserwaage aus, ob diese gerade stehen und befestigt eine Schnur an deren Ecken, um die Höhe für die nächsten Steine vorzugeben. „Wenn ich den nächsten Stein setze, sehe ich anhand der Schnur, ob dieser auf einer Höhe mit den anderen liegt. Somit ist dieser automatisch in Waage.“
Das Geschick dafür bringen auch Frauen mit
Esther wird von Antonius Kiwall, Maurermeister und Restaurateur der Antonius Kiwall & Söhne GbR, einem Betrieb für handwerkliche Denkmalpflege mit einem Schwerpunkt auf nachhaltigem Bauen, ausgebildet. Die überbetriebliche Lehrlingsunterweisung findet im BZB Krefeld statt. Sie hatte vorab auch Praktika in einer Zimmerei, in der Flechtwerkgestaltung, Raumausstattung und Landwirtschaft durchgeführt und entschied sich für eine Ausbildung zur Maurerin. „Ich wollte etwas mit den Händen machen“, sagt sie. „Das kann ich dann mein Leben lang und meine Arbeit wird immer gebraucht.“ In ihrer Klasse ist Esther die einzige Frau. Woran könnte das liegen? „Ich glaube, dass das Vorurteil von Männern auf der Baustelle, die Mädels hinterherpfeifen immer noch in den Köpfen vorherrscht. Außerdem fürchten viele Frauen, dass sie schwere Lasten tragen müssen. Dabei gibt es mittlerweile viel Erleichterung durch Technik, wie den Maurerkran oder Winkelschleifer. Bei vielen Aufgaben, die früher per Hand ausgeführt wurden, nutzt man heutzutage Maschinen.“
Nachhaltigkeit: Baumaterialien werden wiederverarbeitet
In ihrem Ausbildungsbetrieb lernt sie auch, nachhaltig zu arbeiten. Dort werden Baustoffe eingesetzt, die weniger Abfall produzieren und bereits verwendete Materialien wiederverarbeitet. Im Sinne der Kreislaufwirtschaft nutzt der Betrieb Baumaterialien, die sich auch nach dem Abbruch voneinander trennen lassen, um dann erneut eingesetzt zu werden. Die BZB entwickeln derzeit einen kostenfreien Online-Kurs zum Thema „Umgang mit Bau- und Abbruchabfällen“, gemeinsam mit vier weiteren Partnern im Rahmen des europäischen Projektes „CODESMA“. Der Kurs steht ab April 2020 allen Interessierten, vom Auszubildenden bis zum Bauleitenden, zur Verfügung.
Verantwortungsvoller Umgang mit Ressourcen, klimafreundlichere Arbeitsweisen, die Vermeidung von Abfällen: In ihrer Ausbildung zur Maurerin begegnet Esther den Anforderungen des aktuellen Zeitgeistes und gestaltet den nachhaltigen Wandel mit. „Man sollte nie aufhören, mit etwas Neuem anzufangen. Es gibt immer etwas zu entdecken und zu lernen, sonst würde es auch irgendwann langweilig werden“, so ihr Fazit.